Osteuropa

„Ich wollte schon immer die Wahrheit erfahren und für Gerechtigkeit sorgen“

In der Bevölkerung ist sie beliebt, bei Politikern verhasst: Laura Codruta Kövesi, Staatsanwältin und Chefin der rumänischen Anti-Korruptionsbehörde DNA. Seitdem sie die Behörde leitet, kommen immer mehr korrupte Politiker, Beamte und Unternehmer ins Gefängnis. Im Interview spricht sie über Erfolge und Misserfolge ihrer Arbeit, über berechtigte und unberechtigte Kritik am Anti-Korruptionskampf in Rumänien – und ausnahmsweise auch über Privates.





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Die Angeschlossenen und Abgekoppelten oder: Kurze Sozialgeschichte des Thermopunktes

Im Thermopunkt unseres Viertels wird das Wasser für die Bewohner erhitzt. Ungefähr die Hälfte des heißen Wassers für Badezimmer und Heizungen versickert in der Erde, denn das Leitungssystem ist „physisch und moralisch überholt“, wie es heißt. Immer mehr Nachbarn möchten sich nun abkoppeln und eigene Mikrozentralen, also private Gasthermen einrichten. Die Behörden sprechen von einem „Phänomen“ und warnen vor „Situationen der Ungleichheit“.


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Mit Spanferkel zur Fahrerlaubnis oder: Kon- und Divergenz im Einbahnstraßenverkehr

Bei der Prüfung für die Fahrerlaubnis fuhr Frau C. nach allen Regeln – und fiel durch. Es hatte nichts mit ihrer völlig korrekten Prüfungsfahrt zu tun. Der prüfende Polizist hatte alle durchfallen lassen, die ohne Geschenke erschienen waren. Zum nächsten Termin brachte Frau C. ein Bündel Geldscheine, ein Spanferkel und Pflaumenschnaps mit. Dafür musste sie eine gerade, leere Straße bis zum Ende und zurück fahren. Sie bestand. Schnell verinnerlichte sie auch alle anderen Verkehrsregeln. Zum Beispiel die, wie Einbahnstraßenschilder zu interpretieren waren.



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„Ana, noch ein Gläschen!“ oder: Die Wut des Mönchs am Grab des Pfählers

Vater Emilian ist Mönch. Er rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her. Der schmale Stuhl knarrt und ächzt aus allen Fugen, weil Vater Emilian zirka zweieinhalb Zentner wiegt. „Zum Teufel nochmal, heutzutage ist alles verdorben bis ins Mark!“, flucht Vater Emilian vor sich hin. Seine Brille mit den dicken, getönten Gläsern sitzt schief. „Ana, bring mir noch ein Gläschen!“, schreit er und bekreuzigt sich.



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Rumäniens Elite und die Leugnung des Holocausts

Der Sprecher der wendekommunistischen Partei PSD leugnet den Holocaust. Er wird vorläufig suspendiert. Er soll seine Karriere fortsetzen dürfen, nachdem er das Holocaust-Museum in Washington besucht hat. Zur Symptomatik eines aktuellen Falles


„Juden widerfuhr kein Leid“

Im Gespräch mit Andrei Gheorghe leugnet PSD-Sprecher Dan Şova den Holocaust. Auszug aus der Sendung „Menschen und Leute“, The Money Channel, 5.3.2012, Abschrift und Übersetzung: Keno Verseck


Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander. Über das Leben in einer wirklich multikulturellen Stadt

Die Mitarbeiter der deutschen Stiftung sind neugierig, ich versuche, ihnen alles zu erklären. Wie Funar Bürgermeister wurde, seinen Kampf gegen die zweisprachigen Inschriften, gegen Gedenktafeln, gegen Statuen, die Aufstellung neuer Denkmäler und neuer Gedenktafeln, seinen ganzen absurden, hysterischen Kampf um die Geschichte. Als ich endlich fertig bin, blicke ich in sprachlose, überforderte und schweigende Gesichter. Ich komme mir vor wie ein Astrophysiker, der Laien etwas von gekrümmter Raumzeit und von schwarzen Löchern erzählt. Die Deutschen schauen sich schweigend um. Sie stehen in einer Stadt voller rumänischer Flaggen und Nationalfarben. Parkbänke, Werbetafeln und Lichterketten in blau-gelb-rot. Eine Stadt wie ein großer, etwas eintöniger Jahrmarkt.


Nationalismus: Europas Osten rückt nach rechts

Ungarn droht der Staatsbankrott, gleichzeitig driftet das Land massiv nach rechts. Jetzt leitet die EU ein Verfahren gegen Budapest ein – weil sie um die Demokratie fürchtet. Doch das Problem ist viel größer: Auch im übrigen Osteuropa sind Populisten und Nationalisten auf dem Vormarsch.



„Holocaust? Welcher Holocaust?!“

In einem südrumänischen Ort wollte ein Lehrer in einem fakultativen Kurs die Geschichte des Holocausts unterrichten. Viele Schüler und Schülerinnen waren sehr interessiert und nahmen hochmotiviert teil. Doch dann bekam der Lehrer Probleme mit den Eltern, der Schulleitung, dem Kreisschulamt und dem Bildungsministerum.