Ceausescu


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„Ana, noch ein Gläschen!“ oder: Die Wut des Mönchs am Grab des Pfählers

Vater Emilian ist Mönch. Er rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her. Der schmale Stuhl knarrt und ächzt aus allen Fugen, weil Vater Emilian zirka zweieinhalb Zentner wiegt. „Zum Teufel nochmal, heutzutage ist alles verdorben bis ins Mark!“, flucht Vater Emilian vor sich hin. Seine Brille mit den dicken, getönten Gläsern sitzt schief. „Ana, bring mir noch ein Gläschen!“, schreit er und bekreuzigt sich.



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Der Frührentner K. und das Glühbirnen-Dramolett

Herr K. ist Frührentner und ein angenehmer Nachbar. Normalerweise stellt er die Volksmusik im Radio nur mäßig laut und klopft im Gegensatz zu anderen höchstens einmal wöchentlich an die Tür, um Zigaretten oder Maismehl zu erbitten. Er wirft den Hausmüll meist in die Tonne statt aus dem Fenster. Eine kaputte Glühbirne im Hausflur brachte seine Alltags- und Lebensprinzipien durcheinander.


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Wie Journalisten in Rumänien den kleinen Widrigkeiten des Alltags trotzen oder: Schwein gehabt und dann doch wieder nicht

Frau T. arbeitet als Redakteurin bei einer großen Zeitung in der Hauptstadt. Ihre Zeitung ficht einen dramatischen Kampf gegen Betrug, Unterschlagung, Diebstahl, Raub und Korruption in Politik und Wirtschaft und überhaupt gegen alle derartigen Unregelmäßigkeiten und kleinen Abnormitäten des Alltags. Bei ihren Kollegen ist Frau T. beliebt. Im Grunde aber betrachten ihre Kollegen sie vor allem mit einem Unverständnis, das aus tiefstem Herzen kommt. Frau T. hat weder eine eigene Firma, noch sitzt sie in einem Aufsichtsrat. Nie lässt sie ihre Beziehungen spielen oder nutzt ihre Kontakte zu Politikern. Kurz: Sie macht überhaupt keine Geschäfte.


„Juden widerfuhr kein Leid“

Im Gespräch mit Andrei Gheorghe leugnet PSD-Sprecher Dan Şova den Holocaust. Auszug aus der Sendung „Menschen und Leute“, The Money Channel, 5.3.2012, Abschrift und Übersetzung: Keno Verseck



Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander. Über das Leben in einer wirklich multikulturellen Stadt

Die Mitarbeiter der deutschen Stiftung sind neugierig, ich versuche, ihnen alles zu erklären. Wie Funar Bürgermeister wurde, seinen Kampf gegen die zweisprachigen Inschriften, gegen Gedenktafeln, gegen Statuen, die Aufstellung neuer Denkmäler und neuer Gedenktafeln, seinen ganzen absurden, hysterischen Kampf um die Geschichte. Als ich endlich fertig bin, blicke ich in sprachlose, überforderte und schweigende Gesichter. Ich komme mir vor wie ein Astrophysiker, der Laien etwas von gekrümmter Raumzeit und von schwarzen Löchern erzählt. Die Deutschen schauen sich schweigend um. Sie stehen in einer Stadt voller rumänischer Flaggen und Nationalfarben. Parkbänke, Werbetafeln und Lichterketten in blau-gelb-rot. Eine Stadt wie ein großer, etwas eintöniger Jahrmarkt.




Rumänien. Beck´sche Reihe Länder

Rumänien, nach Jahren postkommunistischer Wirren, am langersehnten Ziel der NATO- und EU-Mitgliedschaft angekommen, ist ein Land extremer Widersprüche. Während in den Großstädten eine kleine, aber wachsende Mittelschicht ein Leben nach westlichem Muster lebt, verharren ländliche Regionen in musealer Rückständigkeit. Der Größen- und Autarkiewahn der Ceaușescu-Diktatur hat Elend und Verwahrlosung hinterlassen, Provinzen mit abweichenden historischen Erfahrungen und unterschiedlichen Nationalitäten werden von einer zentralistischen Verwaltung beherrrscht. Keno Verseck breitet ein ganzheitliche Sicht auf Rumänien aus. Er macht deutlich, in welcher Situation sich das Land befindet und wie seine zukünftige Entwicklung aussehen könnte.


Europa Erlesen. Bukarest

Bukarest hat sich zwar im Äußeren während der letzten zwanzig, dreißig Jahre sehr verändert; gleich geblieben ist der Stadt ihr Ruf als Ort der Mythen, Wunder, Legenden und Gerüchte. Westliche Klischees und der reale morbide Charme des Zerfalls vermischen sich miteinander und formen, von den phantasmagorischen Erzählungen seiner Bewohner genährt, ein teilweise mythengefärbtes Gemälde von diesem Ort am Rande Europas. So bleibt diese Stadt ein Ort, wo Realität und Imagination eine häufig nur schwer zu trennende Verbindung eingehen.


Klausenburg. Wege einer Stadt und ihrer Menschen in Europa

Klausenburg, seine Geschichte, die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart, sind eng mit dem mitteleuropäischen Raum verbunden und untrennbar mit ihm verflochten. Geschichtliche Ereignisse und Strömungen jener Zeit in Mitteleuropa wie beispielsweise die Reformation im 16. Jahrhundert, aber auch der 1. Weltkrieg oder aber die Renaissance sowie der Neoklassizismus – um an dieser Stelle nur einige Beispiele zu nennen – haben bis heute in vielerlei Hinsicht gültige und sichtbare Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt Klausenburg hinterlassen. Diese Spuren finden wir in den Städten auf der anderen Seite der Karpaten nicht. Hat daher die Aussage ihre Berechtigung, Europa endet in Kronstadt, am Fuße der Karpaten, und hat Klausenburg von der Lage im Zentrum innerhalb des Karpatenbogens profitiert und auf welche Weise? Dieser Band bietet auf diese Fragen Antworten.


Halb Europa, halb Asien

Auch Bukarest hatte „Goldene Zeiten“. Doch die kulturelle und ethnische Vielfalt wurde ausradiert. Was den rumänischen Nationalisten nicht gelang, vollendete der Diktator Ceausescu.


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Wenn die Securitate zweimal klingelt: Jazz-Kenner und Straßenkehrer

B. hatte jahrelang darauf gewartet, dass die allmächtige und allwissende Securitate eines-Tages-eines-Nachts an seine Tür klopfen würde. An einem Herbstnachmittag des Jahres 1974, B. war 28 Jahre alt, war es soweit: Ein Offizier der Securitate klingelte an B.s Wohnungstür. Nach einigen Drohbemerkungen kam der Offizier zur Sache: Er wolle sich ein wenig über die mit B. befreundeten Jazzliebhaber unterhalten. B. war bereit: „Ich kann Ihnen viel erzählen, Sie müssen mir nur versprechen, dass meine Freunde nicht erfahren, dass ich sie denunziert habe.“