Rumäne

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Die allgemeine Krise des Briefumschlags

Im kleinen Postamt am Boulevard der Freiheit trifft sich die Nachbarschaft, schwatzt, lädt ihre Sorgen ab, und jeder hat hier schon ein Zipfelchen Lebenszeit verbracht. Allerlei Leute arbeiten emsig im kleinen Postamt. Es ist zwar unklar, was für Geschäfte hier gemacht werden, aber sie blühen. Außer der Dame am Kundenschalter langweilt sich keiner der Angestellten. Die Palette der angebotenen Waren ist breit, nur Briefumschläge gibt es nicht. Von Zeit zu Zeit brechen unter den Kunden in der Warteschlange Tumulte aus.


Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander. Über das Leben in einer wirklich multikulturellen Stadt

Die Mitarbeiter der deutschen Stiftung sind neugierig, ich versuche, ihnen alles zu erklären. Wie Funar Bürgermeister wurde, seinen Kampf gegen die zweisprachigen Inschriften, gegen Gedenktafeln, gegen Statuen, die Aufstellung neuer Denkmäler und neuer Gedenktafeln, seinen ganzen absurden, hysterischen Kampf um die Geschichte. Als ich endlich fertig bin, blicke ich in sprachlose, überforderte und schweigende Gesichter. Ich komme mir vor wie ein Astrophysiker, der Laien etwas von gekrümmter Raumzeit und von schwarzen Löchern erzählt. Die Deutschen schauen sich schweigend um. Sie stehen in einer Stadt voller rumänischer Flaggen und Nationalfarben. Parkbänke, Werbetafeln und Lichterketten in blau-gelb-rot. Eine Stadt wie ein großer, etwas eintöniger Jahrmarkt.