Érpatak, ein Dorf im äußersten Nordosten Ungarns, war bis 2005 ein unbedeutendes Dorf – bis Mihály Zoltán Orosz zum Bürgermeister gewählt wurde, ein bekennender Rechtsextremer. Er führte im Dorf das „Modell von Érpatak“ ein und etablierte es als verbindliches Wertemodell, dessen Regeln lauten: Ordnung, Arbeits- und Gemeinschaftssinn, nationale Brauchtumspflege. Wer die Regeln einhält, gehört zu den „Erbauern“, alle anderen sind „Zerstörer“, ihnen droht Ausgrenzung, sogar Vertreibung aus dem Dorf. Orosz mag nur ein Dorf-Bürgermeister sein – allein aber ist er nicht: Viele Gemeinden setzen sein „Modell von Érpatak“ inzwischen als Instrument zur Disziplinierung von armen Menschen und vor allem von Roma ein. Auch die Regierung von Viktor Orbán ließ sich davon inspirieren, als sie einen kommunalen Arbeitsdienst für Sozialhilfe-Empfänger per Gesetz möglich machte, die Ordnungs- und Strafgesetzgebung stark verschärfte. Das Dorf wurde zu einem Ausgangspunkt für Ungarns autoritär-nationalistische Wende. Ein Film von Matthias Fuchs, Benny Brunner und Keno Verseck, WDR, „die story“, 13.4.2015